ABTEILUNG FÜR HARNINKONTINENZ UND BECKENBODEN
Probleme mit Stressinkontinenz (Urinverlust bei Anstrengungen wie Husten, Niesen, Laufen, Heben usw.) treten meist – sofern es sich nicht um Krankheiten oder andere außergewöhnliche Umstände handelt – nach einer oder mehreren Entbindungen auf. Wird die Blasenschwäche nicht behandelt, schreitet sie fort und kommt zu anderen altersbedingten Problemen hinzu.
Die Abteilung für Harninkontinenz und Beckenboden des HCB wurde eingerichtet, um individuelle, auf die Probleme der einzelnen Frauen zugeschnittene Lösungen anzubieten. Der Grad der Inkontinenz ist bei jeder Patientin und auch in jeder Altersgruppe unterschiedlich. Die angebotenen Behandlungsansätze werden deshalb individuell auf jeden Fall abgestimmt.
Den besten Weg, die Behandlung und die ganzheitliche Lösung für jeden Patienten individuell zu gestalten, bietet ein Protokoll, in dem die Arbeit und die Beurteilungen eines multidisziplinären Expertenteams zusammengeführt werden: ein Facharzt für Gynäkologie, Beckenboden- und gynäkologische Chirurgie nimmt die Erstbeurteilung der Patientin vor. Unterstützung erhält er durch die Zweitmeinung eines Facharztes für Rehabilitationsmedizin und von den auf Beckenbodentherapien spezialisierten Physiotherapeuten.
Zur Gewährleistung der umfassenden Wirksamkeit der einzelnen Behandlungsvorschläge durchläuft die Patientin ein bewährtes ärztliches Verfahren, bei dem ständig Verlauf, Zustand und Therapiebedarf geprüft werden:
Der Facharzt für Beckenboden- und gynäkologische Chirurgie nimmt in der Sprechstunde eine erste Einschätzung der Harninkontinenz der Patientin mit Harnverlust vor und legt die Schritte des Behandlungsablaufs fest.
Der Arzt für Rehabilitation empfängt die Patientin und erläutert ihr die beste physiotherapeutische Behandlung für den Beckenboden.
Die Patientin füllt den vom Arzt für Rehabilitation erstellten „Fragebogen zur Harninkontinenz (ICIQ-SF)“ aus, um Angaben über ihre Lebensqualität zu erhalten. Ferner wird ihr ein Tagebuch ausgehändigt, in das sie Eintragungen über das Wasserlassens macht. Anhand der manometrischen und/oder perineometrischen Messungen wird die Stärke des Beckenbodens ermittelt und der Therapieerfolg durch die Vergleichsdaten vor und nach den 20 Sitzungen festgestellt.
Die Behandlung erfolgt individuell und besteht aus 20 Sitzungen innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten. Ziel ist es, der Patientin bewusst zu machen (Propriozeption), wie sie den Beckenboden analytisch und ohne Geräte anspannen und ihr Trainingsprogramm außerhalb der Klinik aufbauen kann.
Das Physiotherapeutenteam für den Beckenboden arbeitet mit abdominalen Korrekturtechniken mit hypopressiven Übungen, manueller Umerziehung, Massagetherapie, Elektrostimulation und Biofeeback (Sonden mit intrakavitären Elektroden), ggf. intrakavitären Mechanismen, freien Übungen und Verhaltenstechniken.
Nach der physiotherapeutischen Behandlung wird vom Gynäkologen beurteilt, ob die Patientin geheilt ist oder ob eine weitere Behandlung mit Schwerpunkt Inkontinenzchirurgie angezeigt ist.
- Die Inkontinenzchirurgie
Beim operativen Eingriff zur Behandlung von Stressinkontinenz mittels der TOT-Technik (spannungsfreies transobturatorisches Netz) handelt es sich um eine einfache und wirksame OP, die es der Patientin ermöglicht, 24 Stunden nach dem Eingriff nach Hause zu gehen und sich rasch wieder in den Alltag einzufügen. Durch die OP werden die Probleme des Urinverlusts vollständig und sofort behoben.
- PHYSIOTHERAPIE nach einem Eingriff
An den Eingriff kann auf Wunsch eine einfache postoperative physiotherapeutische Behandlung mit der Möglichkeit einer Gruppentherapie, Rhachis-Lockerungsübungen, hypopressive Übungen, Training des Bauchbereichs, Propriozeption des Körperbereichs und spezifische Beckenbodenübungen angeschlossen werden.
- Entlassung und Nachverfolgung
Der Arzt für Rehabilitation legt seinen Befund mit allen, vor und nach der konservativen Behandlung erhobenen Daten vor. Die Patientin wird dann vom Gynäkologen entlassen. Sie erhält ferner ein genaues Nachsorgeprogramm für 3 bis 6 Monate.
Gynäkologie, Beckenboden und gynäkologische Chirurgie
Dr. Javier Server
Rehabilitationsmedizin
Dr. Fernando Verdú
Physiotherapie
Medizinisches Physiotherapeutenteam des HCB